Unser Lieblingsstück der Woche

In der Rubrik „Lieblingsstück der Woche“ stellen wir Ihnen Favoritenlose unserer Philatelisten vor, die in unseren Auktionen versteigert werden.
Freuen Sie sich auf eine interessante und spannende Vorschau der etwas anderen Art.
Und vielleicht entdecken ja auch Sie einen neuen Schatz.

In der Welt des Sammelns gibt es jeden Tag etwas Neues zu entdecken...

Christoph Gärtner
2023 – KW 22
„Die Briefmarke zeichnet sich durch ihre Hässlichkeit und die hässliche Ausführung aus“.

Los 2477 aus unserer 56. Auktion.

Das schrieb der bekannte belgische Pionier des Briefmarkenhandels J.B. Moens (1833-1908) im Briefmarkenmagazin „Le Timbre-Poste“. Moens ging noch weiter mit „Kraftausdrücken“, nicht ohne sinngemäß hinzuzufügen: „Die Hässlichkeit spricht jedoch für Echtheit und verleiht ihr einen lokalen Charakter. Wir wären nicht abgeneigt, ihr die große Einbürgerung unter den echten Briefmarken zu geben“.

Soweit die zeitgenössischen Aussagen von Moens. Joaquim Leote nimmt in seinem 2006 erschienenen E-Book „The Native Stamps of Portuguese India“ darauf Bezug und führt weiter aus: „Die Zeit bestätigte Moens‘ Prophezeihung, denn die „NATIVES OF INDIA“, obwohl oder vielleicht gerade, weil sie hässlich sind, gehören

sie zu den begehrtesten Stücken in der Philatelie. In der Tat sind die ersten Briefmarken aus Portugiesisch-Indien mit ihrem schlichten Design, der Wertangabe in der Mitte, dem ovalen Band und den Inschriften einfach, aber faszinierend, vor allem wenn man bedenkt, dass die Matrizen mehrfach nachgeschnitten und verschiedene Papiersorten für den Druck verwendet wurden.

Absolute Seltenheiten dieser Ausgaben sind Kehrdrucke (TÊTE-BÊCHE). Wir sind stolz darauf, ein solches Stück, von dem bisher nur 7 Exemplare bekannt geworden sind, in unserer 56. Auktion unter der Los-Nummer 2477 anbieten zu können.


2023 – KW 18
Lepra in Norwegen

Lepra – auch Aussatz genannt - ist eine der ältesten bakteriellen Krankheiten. Der Erreger wurde 1873 vom Norweger Gerhard Armauer Hansen entdeckt. Die vollständige wissenschaftliche Anerkennung von Hansens Leistungen erfolgte 1909 auf der „Zweiten Internationalen Wissenschaftlichen Lepra Konferenz“ in Bergen, Norwegen.  

Während bei manchen Losen der Woche die philatelistische Besonderheit sehr augenfällig ist, ist es hier ein eher unscheinbares Detail, das diese Karte zu etwas Besonderem macht. Es handelt sich um die beiden violetten Stempel: Auf der grauen, eher unscheinbaren 30 Öre Marke ist ein norwegischer Feldpoststempel abgeschlagen, auf dem roten Express-Label ist ein zweiter Stempel abgeschlagen, der in französischer Sprache Name, Ort und Datum der Konferenz angibt. Schließlich haben wir hier

einen recht frühen Sonderstempel eines ebenfalls recht frühen Sonderpostamtes.

Diese Postkarte spricht für das Vertrauen in die internationalen bzw. europäischen Post- und Verkehrsverbindungen. Hier schreibt ein Konferenzteilnehmer an einem DONNERSTAG von der Westküste Norwegens in den Südosten Deutschlands, er möge doch bitte am Montagmorgen um 2 Uhr am Bahnhof abgeholt werden. Heute käme diese Postkarte selbst per Eilboten nicht mehr rechtzeitig an. Unser Absender wird schon leise Zweifel gehabt haben, denn er hat verfügt, dass nachts nichts zugestellt werden darf. Alles in allem ein bemerkenswertes Kleinod, das über den Sonderstempel hinaus viel erzählt. Und dabei haben wir noch gar nicht von der „größten Sehnsucht“ des Kartenschreibers gesprochen.

Los aus unserer 56. Auktion.


2023 – KW 6
Ein Viertel Groschen für die Tabakroller?

Los 5100 aus unserer 55. Auktion.

Im Herzogtum Oldenburg (ab 1815 Großherzogtum) gab es Tabakmanufakturen, allerdings so gut wie keinen Tabakanbau. Der Bedarf an Schnupftabak, Kautabak und vor allem an Zigarren war jedoch groß. Die Tabakblätter mussten vorwiegend aus Übersee bezogen werden - nicht zuletzt aus Kuba. Das freilich zur Freude der Philatelisten, denn für Bestellungen nach Kuba waren Korrespondenzen, also Briefe, insbesondere solche mit Markenfrankaturen, erforderlich. Aber da gab es ein Problem: Ein Brief nach Kuba kostete zeitweise 6 ¾ Groschen (was letztlich damit zusammenhing, dass bei der Umrechnung des Portos ausländischer Währungen auch

Viertelbruchteile eines Groschens zum Tragen kamen). Man hatte jedoch um 1860 keine Marken in der Wertstufe zu ¼ Groschen. Blieb eigentlich, abgesehen von Bar-Teilfrankierungen, nur die Möglichkeit der Herausgabe von Marken in dieser Wertstufe, was im Jahre 1861 auch geschah. Tatsächlich bedurften allerdings nur wenige Auslandsbriefe eine ¼-Groschen-Zusatzfrankatur, was diese Marke in gebrauchtem Zustand und vor allem auf Brief zu einer außerordentlichen Seltenheit macht. In unserer 55. Auktion können wir unter Los-Nummer 5100 einen Brief mit einer solchen Marke ausrufen.


2023 – KW 5
Baumwollrollen an Fräulein Rose in Blankenburg

Es kommt manchmal etwas Eigenartiges dabei heraus, wenn man englische Texte wörtlich ins Deutsche übersetzt. So auch bei dieser Überschrift. Gemeint ist hier der einmalige Brief an Fräulein Rose auf der Plantage Blankenburg in Demerara, frankiert mit einem Paar primitiver 4c-Marke der ersten Ausgabe von British Guyana. Wegen ihres ungewöhnlichen Aussehens werden sie im britischen Sprachgebrauch „cottonreels“ genannt. In der Tat erinnern diese Marken stark an die Etiketten auf hölzernen Garnrollen. Die britische Kolonie hat freilich auch andere weltberühmte Briefmarken hervorgebracht, zuvorderst die „1c magenta“ der Ausgabe 1850, die

nach heutigem Wissensstand nur einmal existiert und zuletzt im Jahre 2014 für 9,5 Millionen Dollar versteigert wurde. Sowohl um den „Miss-Rose-Brief“ als auch um die „1c magenta“, ranken sich teils abenteuerliche Geschichten, die nicht immer auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft werden können. Die hier beschriebenen Weltraritäten können wir auf unserer 55. Auktion leider nicht ausrufen. Dafür eine 1c-Marke schwarz auf magenta der Ausgabe 1852 in ungebrauchter Erhaltung - ein seltenes und begehrenswertes Stück für Sammler dieser britischen Kolonie in Südamerika.

Los 3766 aus unserer 55. Auktion.


2023 – KW 4
Held*innen im wilhelminischen Deutschland

Los 1833 aus unserer 55. Auktion.

Hat der bürgerliche Nationalismus im wilhelminischen Deutschland die Frauen verdrängt? In der Verwundeten- und Krankenversorgung zumindest nicht. Hierfür wurde der Vaterländische Frauenverein und die Frauenvereine vom Roten Kreuz im deutschen Kaiserreich im späten 19. Jahrhundert gegründet. Während sich das Zentralkomitee, der komplementäre Männerverein zu den neugegründeten Frauenvereinen zunächst ausschließlich auf die Hilfe im Kriegsfall konzentrierte, schlossen die Frauenvereine von Anfang an auch Aufgaben in Friedenszeiten ein, vor allem in der Gesundheitsfürsorge und der Wohlfahrtspflege. Damit wurden den Frauen Aufgaben übertragen, die für die Existenz des Nationalstaates nicht unbedeutend waren und ihrem Wirken einen staatstragenden

Sinn verliehen. Im weitesten Sinne waren diese Vereine das Pendant zu den männlichen Helden dieser Zeit.

Und natürlich wurden die Heldinnen besonders geehrt – mit einem Ehrenzeichen, das Großherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar in drei Abteilungen gestiftet hatte. Die erste Abteilung, mit Prägung der Großherzogin Maria Pawlowna, wurde nach 20-jähriger Mitgliedschaft verliehen, die zweite Abteilung nach 30-jähriger Tätigkeit und die dritte schließlich nach 40 Jahren Dienst auf dem Gebiet der Vaterlands- und Nächstenliebe. Wir freuen uns in der kommenden Auktion eine Medaille der ersten Abteilung versteigern zu dürfen.


2023 – KW 3
Eine Vickers Vimy, G-EAOU (Spitzname kurioserweise "God 'elp all of us") landete auf Bambusmatten und die Piloten wurden zu Rittern geschlagen

Capt. Ross Smith flog zusammen mit seiner Crew, nämlich M. Smith (sein Bruder und Co-Pilot), W.H. Shiers und J.M. Bennet am 12. November 1919 ab Hounslow Heath (London) über Lyon, Rom, Kairo, Damaskus, Basra, Karachi, Dehli, Kalkutta, Akyab, Rangoon und weitere Stationen nach Surabaya, wo das Flugzeug auf einer provisorischen Landebahn aus Bambusmatten zunächst feststeckte. Von dort ging es weiter zum Zielort Darwin (Northern Territory Australien) mit der Landung am 10. Dezember 1919. Die Gesamtflugzeit betrug 135 Stunden und 55 Minuten, die Gesamtflugstrecke knapp

18.000 Kilometer. Das Preisgeld teilte sich die Crew. Die Brüder Smith wurden für ihre Heldentat zu Rittern geschlagen. Die australische Regierung gab zu diesem Flug eine Zusatzmarke mit der Inschrift FIRST AERIAL POST/ENGLAND-AUSTRALIA ohne Frankaturkraft heraus. Diese wurde nach der Ankunft in Australien auf 320 beförderten Sendungen aufgeklebt.

Eine solche Vignette in Blockform in postfrischer Erhaltung befindet sich in unserer 55. Auktion. Wiederum ein Highlight aus unserem Flugpost-Sonderkatalog.

Los 3000 aus unserer 55. Auktion.


2023 – KW 2
Die Wasserlandung des Markgrafen

Los 3013 aus unserer 55. Auktion.

Marquis Francesco de Pinedo (1890-1933) war ein berühmter italienischer Flieger. Im Februar 1927 brachen De Pinedo und sein Co-Pilot Carlo del Prete in Sardinien zu ihrem Flug „Vier Kontinente“ auf. Im Mai 1927 befanden sie sich mit ihrem Wasserflugzeug „Santa Maria II“ auf der letzten Etappe dieses Fluges von Neufundland nach Italien. Die neufundländische Regierung bat De Pinedo, einen Postsack nach Italien mitzunehmen. Er stimmte zu - eine Überdruckmarke war schnell herausgegeben. Auf dem Flug gab es jedoch Motorprobleme und die Maschine musste auf dem Atlantik notlanden. Die Piloten wurden gerettet

und das Flugzeug auf die Azoren geschleppt. Nach einer Reparatur konnte der Flug fortgesetzt und die Reise schließlich am 1. Juni 1927 mit der Landung im Hafen von Ostia beendet werden. Von der oben genannten Marke mit dem roten Überdruck „Air Mail/DE PINEDO/1927“ wurden 300 Stück aufgelegt, davon 230 für Korrespondenz verwendet.

Wir freuen uns, in unserer 55. Auktion ein Briefstück mit dieser äußerst seltenen Marke ausrufen zu können - ein weiteres Highlight aus unserem Flugpost-Sonderkatalog.


2022 – KW 51
Ein etwas voreiliges Telegramm des Königs

Lt. Harry George Hawker, ehemaliger Chef-Testpilot der Sopwith Aviation Company und sein Navigator Lt. Cmdr. Kenneth McKenzie Grieve waren im Jahre 1919 die ersten, die versuchten, den bereits im Jahre 1913 ausgelobten Preis von £ 10.000 für den ersten Piloten, der einen Transatlantikflug in weniger als 72 Stunden absolvierte, zu gewinnen. Der Flug von Neufundland nach Irland war mit allerhand Schwierigkeiten verbunden und schließlich landeten die Piloten in der Nähe des dänischen Dampfers „Mary“ im Atlantik, der sie sozusagen auffischte. Zu diesem Zeitpunkt waren sie 1.150 Meilen von Neufundland und 750 Meilen von Irland entfernt. Die „Mary“ war nicht mit einem Funkgerät ausgestattet, sodass die Rettung den Rest

der Welt nicht sofort erreichte. Da man befürchtete, dass die Männer nicht überlebt hatten, schickte König Georg V. ein Kondolenztelegramm. Wohl etwas voreilig. Später wurden Hawker und Grieve im Buckingham Palace empfangen, wo sie beide mit dem Air Force Cross für Tapferkeit ausgezeichnet wurden.

Wir sind stolz darauf, einen Brief mit einer 3c-Marke von Neufundland mit Überdruck „FIRST/TRANS-/ATLANTIC/AIR POST/April, 1919.“, den die Piloten mit an Bord hatten, in unserer 55. Auktion im Rahmen des Sonderkatalogs „Sammlung Wolfgang Schneider“ ausrufen zu können. Ein sehr seltenes Stück der Pionier-Luftpost.

Los 3005 aus unserer 55. Auktion.


2022 – KW 49
„Hier regnet es …“ (Shanghai Februar 1973)

Los 2188 aus unserer 55. Auktion.

Das Reich der Mitte ist spätestens seit den Reisen Marco Polos ein bekanntes Mysterium. Über kaum ein Land wird hier in Mitteleuropa so viel geschrieben, geforscht, geträumt wie über China. Nur wenig davon trägt zum besseren Verständnis des Landes, seiner Geschichte und seiner Bevölkerung bei.

Jeder Besucher des Landes stellt fest: China ist anders, als man es erwartet. Der Schreiber dieser Postkarte hat das Land besucht und beschert uns ein China-typisches Mischmasch von Widersprüchen: Auf der einen Seite einen Dreierstreifen aus der 1971 erschienenen Serie „50 Jahre Kommunistische Partei Chinas“, der in typischen „sozialistischen Realismus" der Kulturrevolution einen Marsch von Arbeitern und Bauern zeigt, die Maos rotes Büchlein mit sich führen. Auf der anderen Seite zwei Marken aus der

Serie zur Fertigstellung des Bewässerungskanals „Rote Fahne“, die im Stil klassischer chinesischer Landschaftsmalerei gehalten sind. Auf der einen Seite Propaganda für eine Politik, die alle „alte Kultur“ zerstören will, auf der anderen Seite genau diese alte Kultur.

1973 ist die „Terrorphase“ der Kulturrevolution schon vorbei, und Nixons „Ping-Pong-Diplomatie“ öffnete das Land ein wenig. Die Kulturrevolution ist dagegen aber nicht vorüber. Das in einer solchen Situation ein westlicher Besucher seiner Familie eine eher belanglose Nachricht schreibt ist nachvollziehbar: „Ihr Lieben, bin gut in Shanghai angekommen, warte auf den Weiterflug. Hier regnet es. Viele liebe Grüße, Euer Vati“. Und das ist letztlich beruhigend: Auch in China regnet es. Es ist noch nicht alles anders.


2022 – KW 41
Warum die Queen nicht Königin von England war

Sie hatte den Thron länger inne als jeder britische Monarch vor ihr – genau genommen 70 Jahre und 214 Tage - und war das am längsten amtierende Staatsoberhaupt der Welt. Und nun soll sie nicht Königin von England gewesen sein? Nein, das war sie an sich nicht, denn royale Titel sind komplex. Oftmals liegt die Herkunft Jahrhunderte zurück, haben politische und geographische Einflüsse und werden auch heute noch hin und wieder geändert.

Um den heutigen Titel des britischen Monarchen zu verstehen, müssen wir über 400 Jahre zur damaligen Königin von England zurückschauen. Elizabeth I, die auch als die Virgin Queen in die Geschichte eingeht und ein ganzes Zeitalter ihren Namen gibt, bleibt unverheiratet und ohne Nachkommen. Nach ihrem Tode im März 1603, geht die Krone zu ihrem nächsten Verwandten, dem schottischen König James VI. über, der als erster Stuart-Herrscher beide Länder – Schottland und England - in Personalunion regiert. Er trägt als James VI den Titel König von Schottlandund als James I den Titel König von England und Irland. Im Mai 1707 werden mit dem Act of Union beide Königreiche zum Königreich Großbritannien vereint und das englische und schottische Parlament durch das britische Parlament ersetzt. Die damalige amtierende Queen Anne bekommt fortan den Titel Königin von Großbritannien und Irland. Etwa 100 Jahre später, wird Irland im Jahre 1801 in die politische Union mit Großbritannien aufgenommen, wobei ein großer Teil - bis auf nördliche Grafschaften - im Jahre 1920 unter George V. seine Unabhängigkeit zurückerhalten hat. Der dann geänderte Titel, ist bis heute gleichgeblieben. Der vollständige Herrschertitel des seit dem 8. September 2022 amtierenden britischen Monarchen lautet:

Charles the Third, by the Grace of God, King of the United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland and of His other Realms and Territories, Head of the Commonwealth, Defender of the Faith

Die Ordnungszahlen hinter dem Titel beachten Herrscher seit der normannischen Invasion im Jahr 1066. Gibt es aber nur einen Monarchen, der einen bestimmten Namen trägt, entfällt die Ordnungszahl. Seit dem Act of Union 1707 basieren die Ordnungszahlen ausschließlich auf den früheren englischen Königen, nicht aber auf den schottischen. Im Jahre der Krönung klagten schottische Nationalisten gegen das Recht der neuen Königin, sich Elisabeth II. nennen zu dürfen, mit der Begründung, dass es in Schottland nie eine Elisabeth I. gegeben hat. Das oberste schottische Zivilgericht, der Court of Session, wies die Klage jedoch ab, da die Namenswahl den Herrschaftsrechten entspricht.

Die Unterschrift des Monarchen besteht traditionellerweise aus seinem Königsnamen ohne die Ordnungszahl, gefolgt von einem R. Dieser Buchstabe steht für rex oder regina und kennzeichnet die Autorität des Souveräns. So hat die Queen stets mit Elizabeth R unterschrieben. Private Briefe an Familienmitglieder und enge Freunde unterschrieb sie auch mal mit ihrem Spitznamen „Lilibet“. Diesen Kosenamen trug die Königin bereits seit ihrer Kindheit. Auch Prinz Philip nannte sie schlicht „Lilibet“. Er selbst unterschrieb meistens nur mit seinem Vornamen.

Wir können uns glücklich schätzen, dass wir in unserer Oktoberauktion ein Set an drei Weihnachtskarten mit Originalunterschriften von der Queen Mum, der Elizabeth II und Prinz Philip sowie dem damaligen Prinz Charles und Prinzessin Diana anbieten dürfen.

Los 12330 aus unserer 54. Auktion.


2022 – KW 39
Anwaltspost aus Wien an die französische Atlantikküste

Los 4094 aus unserer 54. Auktion.

Eine besondere Frankatur mit einem höheren Gewicht oder einer besonderen Behandlung (hier: „Recomandiert“ – „eingeschrieben“ – englisch „registered“) ist wesentlich häufiger anzutreffen, als bei einem einfachen Brief. Und Anwaltspost wird wesentlich häufiger aufgehoben als Rechnungen oder Tageszeitungen.

Dass dieser Brief wertvollen Inhalt hatte, zeigen die rückseitigen fünf Wachssiegel, deren Hitzespuren für Flecken auf der Vorderseite verantwortlich sind. Diese Wachssiegel sind wahrscheinlich aber auch dafür verantwortlich, dass die Reko-Gebühren adressseitig verklebt sind – vorschriftswidrig wie Dr. Ferchenbauer in seinem Attest anmerkt – und mit einem zweiten Ausrufzeichen Nachdruck verleiht.

Gewöhnlich – und dies dürfte der Vorschrift entsprechen - ist bei österreichischen Einschreibbriefen aus dieser Periode die Einschreibgebühr rückseitig verklebt. Bei Faltbriefen ist es meist so, dass ein Öffnen des Briefes ohne eine Zerstörung der Marken nicht möglich war. Die Marken für die Reko-Gebühr dienten so als Schutz gegen unbefugtes Lesen des Inhalts, was in diesem Fall die Wachssiegel des Absenders sicherstellen. Dem Sinn, aber vermutlich nicht dem Wortlaut, der Vorschrift dürfte also genüge getan sein.

Im Jahr 1871 befinden wir uns in einer unruhigen Umbruchphase. Die preußisch-deutsche Belagerung von Paris endete im

Januar und in Versailles war das Deutsche Reich gegründet worden. Als dieser Brief in weniger als drei Tagen von Wien quer durch das Gebiet des Deutsch-Österreichischen Postvereins nach Paris und weiter nach Bordeaux befördert wurde, war der Friedensschluss in Frankfurt noch keine 14 Tage her. Insofern wundert der fehlende französische Grenzübergangsstempel nicht wirklich – Straßburg, das frühere Austauschpostamt mit Baden, welches dem kürzesten Weg durch den DÖPV aus Österreich entspricht, war nun Deutsch und hat sicher nicht mehr die französischen Eingangsstempel abgeschlagen. Aber: der vorderseitige P.D., der „Chargé“ mit der zugehörigen Registrierungsnummer und der rückseitige Bahnpoststempel “PARIS A BORDEAUX“ zeigen eindeutig, dass dieser Brief durch die französische Post bearbeitet wurde und sicherlich auch sein Ziel erreicht hat – sonst würden wir ganz andere Vermerke vorfinden.

Der laxen Auslegung der Vorschriften durch den Postbeamten in Wien verdanken wir jedenfalls ein attraktives Stück mit dem die vollständige Frankatur auf einer Seite gezeigt werden kann und bei der ein Aussteller eventuell auf das zeigen der Rückseite verzichten kann. Alles wesentliche ist vorderseitig zu sehen. Die nicht häufige 50 kr Marke, gut lesbar übergehend entwertet, runden diesen Brief, der als Los 4094 in unserer Oktober-Auktion angeboten wird, ab.


2022 – KW 38
Destination in den Bergen

Das Postwesen von Liechtenstein, so klein das Land auch sein mag, blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück. Von den Fußboten, die bereits vor 700 Jahren verkehrten über eine einfache Briefsammlung in Balzers vor 200 Jahren und die mögliche Verwendung von österreichischen Briefmarken ab 1. Juni 1850, nur um einige Beispiele zu nennen, birgt das Land viele Aspekte für den Philatelisten. Nicht zuletzt die Destination Liechtenstein. Seit dem verstärkten Aufkommen des Sammelns von Ganzstücken, sprich Briefen und Ganzsachen, sind die Destinationen (Bestimmungsorte) früher Poststücke ins Fadenkreuz der Sammler geraten. Viele Sammler träumen von Briefen

in exotische Länder, möglichst weit entfernt vom Aufgabeort. Allerdings gibt es auch Bestimmungsorte ganz in der Nähe, die man vielleicht in einer Stunde mit dem Kfz oder der Bahn erreichen kann, ohne lange Zeit im Flugzeug verbringen zu müssen.

Ja, die Rede ist von dem eingangs erwähnten Fürstentum Liechtenstein. Wir sind in der glücklichen Lage, in unserer Oktoberauktion einen Bayern-Brief aus Oberdorf (Schwaben) nach Balzers ausrufen zu können. Briefe nach Liechtenstein gehören zu den großen Destinations-Seltenheiten und sind nur in geringer Anzahl vorhanden. Als „Recommandirt“ ein außerordentlich rares Sammlerstück.

Los 4528 aus unserer 54. Auktion.


2022 – KW 35
Die 100 Lire Fälschung aus Buenos Aires

Fälschungen und Betrug begleiten die Post schon länger als es Briefmarken gibt. Das Versenden von Post war immer ein kostspieliges Vergnügen und so suchten findige Köpfe nach Möglichkeiten zu sparen.

Dass in Argentinien eine große Gemeinschaft italienischer Auswanderer lebt ist nicht erst seit Papst Franziskus bekannt – und das Migranten versuchen Kontakt zur Familie in der Heimat zu halten ist auch kein Geheimnis. Bis August 1949 subventionierte die argentinische Regierung Geldüberweisungen von italienischen Einwanderern nach Italien sehr erheblich durch einen günstigen Umtauschkurs. Die regelmäßigen Überweisungen in die Heimat waren für viele Familien im ländlichen Süden Nachkrieg-Italiens die wichtigste, oft einzige, Einnahmequelle – bis diese wegfielen beziehungsweise massiv teurer wurden.

In dieser Situation trat Francesco Percivalle in Buenos Aires auf den Plan, der schon 1945/46 in Amantea in der Provinz Cosenza mit dem Überdrucken von (echten, postgültigen) 25 c Marken mit einem (falschen) Aufdruck „2 Lire“ gute Gewinne zu Lasten der italienischen Post gemacht hatte.

Los 3941 aus unserer 54. Auktion.

Percivalle beauftragte in Buenos Aires einen Drucker „Souvenir-Blöcke“ für eine (vorgebliche) Internationale Briefmarkenausstellung in Mailand zu drucken, die jeweils vier Exemplare der 1946 erschienenen 100 L Democratica enthielten. Diese Blöcke – oder vielleicht auch nur die Marken daraus – verkaufte er in Buenos Aires an italienische Arbeiter, die somit wissen konnten, dass es sich um Fälschungen zu Lasten der italienischen Post handelte.

Für Percivalle war damit das Geschäft aber noch nicht zu Ende: er kaufte den Arbeitern auch die Umschläge ab, die mit diesen Marken frankiert waren – und brachte sie als Postfälschungen in den philatelistischen Markt.

Wie viele Fälschungen zum Schaden der Post ist auch hier die Fälschung gesuchter als die Originale von der Post. Ein gebrauchtes Pärchen bieten wir in der Oktober-Auktion für kleines Geld an, denn wirklich selten sind diese Fälschungen nicht – aber man kann eine spannende Geschichte über sie erzählen.


2022 – KW 33
Die bayrische Pfalz ist immer für (philatelistische) Überraschungen gut

Los 4596 aus unserer 54. Auktion.

Die linksrheinischen bayrischen Gebiete – auch als Rheinkreis bezeichnet – sind heute der südliche Teil von Rheinland-Pfalz. Bayrisch war die Pfalz - oder wie man in der Pfalz sagen würde: Bayern war pfälzisch – mindestens seit den Tagen Liselotte von der Pfalz, eine Wittelsbacherin, welche die Schwägerin des Sonnenkönigs war. Die paar Jahre als die Pfalz unter Napoleon französisch und anschließend österreichisch war, übersieht der Bayer im Pfälzer gerne.

Während der gesamten Markenzeit des Königreiches Bayerns, das heißt ab dem Schwarzen Einser bis zum Ende des Ersten Weltkrieges, war die Pfalz ein integraler Bestandteil des Königreiches, das heißt Stempel aus Kaiserslautern oder Ludwigshafen, aus Speyer oder Pirmasens kommen auf diesen Marken genauso vor, wie Nürnberg oder München.

In bayrischen Zeiten gab es in Otterberg wenige Kilometer nördlich von Kaiserslautern gelegen ein Amtsgericht, in dessen Gebäude heute die Grundschule untergebracht ist. Und in diesem Amtsgericht hat vielleicht der Brief – konkreter: „die portopflichtige Dienstsache“ – ihren Ursprung gehabt, die einstmals von den hier gezeigten Pärchen geziert wurde. Für den Sammler, der nur flüchtig mit Bayern vertraut ist, 

sieht dies wie eine „normale“ 20 – Pfg Frankatur aus – Inlandsbrief über 15 gr. oder einfacher Auslandsbrief, nichts wirklich Besonderes. Sollte die 10 Pfg Marke (das Porto für einen einfachen Inlandsbrief) nicht nach UPU-Regeln rot sein? Und damit sind wir auf der richtigen Spur: wir haben hier nicht die normalen Freimarken, die in dieser Wertstufe tatsächlich rot sind, sondern Portomarken (für portopflichtige Dienstsachen), denen der rote Aufdruck „Vom Empfänger zahlbar“ fehlt.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist dieses Pärchen trotz des fehlenden Aufdrucks als Portomarken verwendet worden – die graue Farbe der Marken signalisierte den Postbeamten genauso wie dem kundigen Philatelisten die Portomarke. Der Aufdruck ist recht klein und kann leicht übersehen werden bzw. es kann übersehen werden, wenn er nicht vorhanden ist.

Von der Michelnummer 9 (Wasserzeichen senkrechte Wellen) sind ohne den Aufdruck nur Verwendungen aus Otterberg bekannt. Das angebotene Pärchen ist die größte bekannte Einheit dieser Abart, wurde erstmals 1908 bei Gilbert & Köhler in Paris versteigert und wird in unserer Oktober-Auktion angeboten.


2022 – KW 25
Freimarkenausgabe vom 1. Juli 1870

Ein größerer, fleckiger Umschlag mit deutlichen Beförderungs- und Alterungsspuren, zwei Marken sind offensichtlich abgefallen, und die vier vorhandenen Marken sind auch nicht im besten Zustand. Nicht gerade die besten Voraussetzungen für ein Auktionslos [der Woche]. Auf der Habenseite steht ein Viererstreifen einer recht seltenen Bayern-Marke; dass der Absender des Briefes das US-Konsulat in München ist, und dass in dem Brief offensichtlich wichtige Gerichtsdokumente befördert wurden.

Präzisieren wir die Habenseite: Es handelt sich um einen Viererstreifen der 12 Kr. Dunkelbraunpurpur der Freimarkenausgabe vom 1. Juli 1870, der das bayrische Wappen zeigt – und um den einzig bekannten Viererstreifen dieser Marke auf Brief. Bei Unikaten ist ein Sammler durchaus bereit, über Qualitätsmängel hinwegzusehen.

Letztlich bleibt ja nur die Frage: Will ich es haben – dann muss ich es so nehmen, wie es ist – oder ich lass es sein. Und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein weiteres Exemplar auftaucht? Beinahe 151 Jahre ist es her, dass dieser Brief den Gerichtsdiener in Sherman, Texas erreichte – eine lange Zeit. Wenn es bis zum Auftauchen eines zweiten Stückes genauso lange dauert kann sich der Käufer lange über sein Unikat freuen.

Eine derartiger Brief wirft natürlich die Frage auf, welcher Inhalt hier befördert wurde. Vielleicht hat einer unserer Sammlerfreunde in Texas eine Idee, wo sich die Akten des Gerichts aus Sherman / Crayson County aus dem Jahr 1871 befinden?

Los 4542 aus unserer 54. Auktion.


2022 – KW 24
Das Weimarer Nationaltheater

Los 4317 aus unserer 53. Auktion.

Symbolträchtiges Theater der deutschen Kultur oder politischer Schauplatz der Nationalsozialisten? Wohl beides – und noch viel mehr. Das Weimarer Nationaltheater ist nicht nur Wahrzeichen Weimars, sondern gilt auch als Symbol für Deutschland. 1791 beschloss Herzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach die Gründung des Weimarer Hoftheaters mit keinem geringeren als Johann Wolfgang von Goethe als ersten Intendanten, der am 7. Mai 1791 mit Ifflands „Die Jäger“ die Saison eröffnete. Später, von 1799 bis zum Tode Friedrich Schillers im Jahr 1805 wirkten Goethe und Schiller gemeinsam an der Weimarer Bühne. Alle Stücke inszenierte Schiller selbst, so wurden bis auf „Die Jungfrau von Orleans“ alle Stücke in Weimar uraufgeführt. Ab 1804 wurde mit der Berufung des Kapellmeister Johann Nepomuk Hummel die Ära der Literatur durch eine Ära der Musik abgelöst. Doch erst der 1848 ernannte Hofkapellmeister Franz Liszt war es, der Weimar zur Stadt der Musik bekannt werden ließ.

Mit der Ausrufung der Republik und der Abdankung Kaiser Wilhelms II. und des Großherzogs Wilhelm Ernst 1918 entwickelte

sich das Weimarer Theater schließlich zu einer Schaubühne politischer Selbstinszenierungen.

So wurde nicht nur die Reichsverfassung 1919 hier verabschiedet, sondern die Nationalsozialisten veranstalteten hier auch Parteiversammlungen sowie den ersten Parteitag nach der Aufhebung des Verbots.

1945 wurde das Gebäude bis auf die Fassade bei einem Luftangriff zerstört. Noch im selben Jahr begann der Wiederaufbau und 1948 wurde das Theater, bezeichnenderweise als erstes der im Krieg zerstörten deutschen Theater, mit Goethes »Faust I« wiedereröffnet. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurden ab Juni 1945 acht Dauermarken und neun Sonderbriefmarken in der Sowjetischen Besatzungszone herausgegen, wobei fünf Sondermarken als Briefmarkenblock in den Umlauf gingen. Der hier gezeigte Block wurde für 7,50 RM  verkauft - bei einer Nominale von 84 Pfg leisteten die Erwerber also eine deutliche Spende (oder finanziellen Beitrag) zugunsten des Wiederaufbaus.


2022 – KW 23
Sylt - Trauminsel der Deutschen?

Oder vielleicht doch Helgoland? Da scheiden sich wohl die Geister. Sehen wir es einmal aus philatelistischer Sicht. Sylt, erst nach dem Deutsch-Dänischen Krieg im Jahre 1866 von Dänemark zu Preußen gekommen, birgt durchaus postgeschichtlich Interessantes, abgesehen davon, dass sich die Insel in den letzten Jahrzehnten zu einem Treffpunkt der Schönen und Reichen entwickelt hat, was die Inselbewohner allerdings so nicht sehen. Helgoland ist vielleicht postgeschichtlich doch etwas schwergewichtiger. Zunächst dänisch, dann britisch, kam Helgoland mit Vertrag vom 1. Juli 1890 von Großbritannien an Preußen, vereinfacht ausgedrückt im Tausch gegen das britische Zanzibar. Wenn wir schon von Zanzibar reden: In diesem Zusammenhang ist es eigentlich kurios, dass ein findiger Schwabe von der Ostalb auf Sylt und nicht auf Helgoland in den 70er-Jahren eine Currywurstbude eröffnet und daraus eine 

Kultmarke namens „Sansibar“ (übrigens die deutsche Schreibweise für Zanzibar) entwickelt hat, die sogar Hundenäpfe vertreibt. Aber zurück zu Helgoland: in der dänischen Zeit mit Hamburger Postagentur, in der britischen Zeit Verwendung Hamburger Marken, eigene Marken ab 1867, auch Marken mit englischer und deutscher Währung usw. Nicht zu vergessen die Entwertungsstempel, die neben den Marken mit deren zahlreichen Neudrucken ein eigenes Feld für forschende Sammler sind. Also ist unser Favorit Helgoland. Wir freuen uns daher umso mehr, dass wir in unserer 53. Auktion ein Einschreibezettel-Unikat von Helgoland unter der Losnummer 2958 ausrufen dürfen. Von dem Einschreibzettel auf orangefarbenem Papier mit schwarzem Zierrahmen ist bis heute kein weiteres Exemplar bekannt geworden.

Los 2958 aus unserer 53. Auktion.


2022 – KW 22
Von den 7641 Inseln

Los 647 aus unserer 53. Auktion.

Ja, die Philippinen bestehen aus 7641 Inseln. Und für Philatelisten ist dieses Land mit seiner bewegten Geschichte und Postgeschichte schon immer ein hochinteressantes Spezialgebiet gewesen und ist es heute noch. Von der Spanischen Kolonialzeit ab 1565 über die Amerikanische Kolonialzeit, die der Ausgangspunkt des Philippinisch-Amerikanischen Krieges 1899-1902 war, bis zur Schlacht um die Philippinen gegen die eindringenden japanischen Truppen 1941/42 ist für Postgeschichtler reichlich Material zu finden. Selbst Sammler der Deutschen Kolonien, speziell die von den Karolinen-Inseln, schauen immer nach Post von den Philippinen vor 1899. Denn bevor die Deutsche Post auf den Karolinen eröffnet wurde, die übrigens von den Spaniern an das

Deutsche Reich verkauft und mit Wirkung vom 12. Oktober 1899 offiziell übernommen wurden, finden sich Poststücke, wenn auch selten, die auf den Philippinen aufgegeben und mit der spanischen Kolonialpost befördert wurden, beispielsweise mit Absenderangabe „Yap“ (größere Insel der Karolinen). Die spanische Zeit dürfte überhaupt die philatelistisch interessanteste sein. Aus dieser Zeit kommt ein ganz außergewöhnliches Stück in unserer 53. Auktion zum Ausruf. Ein Brief von 1881 mit einer 10 C. – Fiskalmarke mit blauem Aufdruck, adressiert nach Guernsey/Kanalinseln, an die ehemalige Adresse von Victor Hugos Geliebten, der Schauspielerin Juliette Drouet. Wohl ein Unikat.


2022 – KW 21
Münze Theodosius II.

Das antike Römische Reich wurde nach dem Tod des Kaisers Theodosius I. (Herrscherjahre 379 - 395) im Jahre 395 n. Chr. unter den beiden Söhnen Honorius und Arcadius in zwei Hälften geteilt. Das weströmische und das oströmische Reich ist entstanden. Die westliche Hälfte ging im Jahre 476 aufgrund der Absetzung des letzten Kaisers Romulus Augustus durch die Germanen unter. Der östliche Teil des Reiches jedoch blieb bis in das 15. Jahrhundert bestehen und wird heute als byzantinisches Reich bezeichnet. Diese Bezeichnung geht vom ursprünglichen Namen der Hauptstadt Byzanz hervor, die durch den römischen Kaiser Konstantin der Große in Konstantinopel, das heutige Istanbul, umbenannt wurde.
Die byzantinischen Münzen aus dem oströmischen Reich bestanden im Wesentlichen aus dem goldenen Solidus und einer Vielfalt von Bronzemünzen. Im Jahre 498 hatte der byzantinische Kaiser Anastasius das Münzwesen reformiert. Die Nennwerte wurden angepasst und die Werte M=40, K=20, I=10 und E=5 auf die Rückseite geprägt,

die Schauseite erhielt ein stilisiertes Porträt des Kaisers. Später wurden auch die Formen geändert.

Von der Reform ausgeschlossen war jedoch der Solidus (feste zuverlässige Aureus), der bis in das 11. Jh. die Standardmünze für den internationalen Handel geblieben ist und damit länger als ein Jahrtausend im Umlauf war. Der Solidus gilt auch als Vorbild für den islamischen Dinar und für venezianische und norditalienische Prägungen. Er war bis zum beginnenden 12. Jahrhundert die „Leitwährung“ für ganz Europa und den gesamten Mittelmeerraum und wird auch als Euro des Mittelalters bezeichnet. Der in der Abbildung zu sehende Solidus zeigt auf Avers den Kaiser mit einer behelmten gepanzerten Büste mit der Titulatur D N THEODOSIVS P F AVG (Unser Herr Theodosius frommer glücklicher Erhabener) und auf Revers zwei thronende Kaiser mit der Umschrift SALVS REIPVBLICAE.

Los 13028 aus unserer 53. Auktion.


2022 – KW 20
Philatelistisches aus Nachkriegs-Freudenstadt

Los 4200 aus unserer 53. Auktion.

Nach dem Ende der Deutschen Reichspost im Frühjahr 1945 herrschte postalisch gesehen ein wahrer Wirrwarr im verbliebenen Reichsgebiet. Jede der Besatzungsmächte hatte eigene Vorstellungen darüber, wie ein vorläufiger Postverkehr anlaufen sollte. Ein Eldorado für Philatelisten: Barfreimachungen ("Gebühr bezahlt“-Belege), Lokalausgaben, Notentwertungen, Sächsische Schwärzungen usw. Sehr oft wurden mangels Briefmarken (die Marken aus der Hitler-Zeit durften mit Ausnahme der Sowjetischen Zone – dort allerdings nur geschwärzt – nicht mehr verwendet werden) sogenannte „Gebühr bezahlt“-Stempel, mit denen Postämter auch schon vor Kriegsende ausgestattet waren, verwendet. Diese gibt es in verschiedenen Formen und oft auch in französischer Sprache (Sprache des Weltpostvereins). Ein besonders interessantes Gebiet sind die Lokalausgaben. Hier handelt es sich um sogenannte Gebührenmarken, von einfachen Zettelchen angefangen über aufgestempelte

Ortswappen bis zu unkenntlich gemachten Hitlerkopfmarken aus dem 3. Reich. Naturgemäß gibt es hier viel nichtamtliche Phantasieausgaben, die auf private Initiative hergestellt wurden und lange Zeit in den Katalogen als amtlich verzeichnet waren. Anders die Sachlage bei Freudenstadt im Schwarzwald. Als Ersatz für die durch die Kriegsereignisse vernichteten „Gebühr bezahlt“-Stempel ließ das Postamt Freudenstadt Gebührenzettel drucken. Die Verwendung der Gebührenzettel wurde vom „Vertreter der RPD Stuttgart bei der französischen Militärregierung in Tübingen“ am 9. Oktober 1945 genehmigt. Einen solchen Gebührenzettel als senkrechtes Paar, verwendet in Schönmünzach, auf einem Einschreibebrief können wir in der 53. Auktion ausrufen. Mit einem Satzfehler der unteren Marke (umgekehrtes q statt b) ist dieses Stück eine außerordentliche Seltenheit.


2022 – KW 19
Schwarzer Einser – Dreierstreifen

Mit der Unterzeichnung des Postvertrages zwischen Philipp dem Schönen und Franz von Taxis im Jahre 1505 schreibt man auch die Gründung des ersten neuzeitlichen Postunternehmens zu. Zunächst nur als dynastische Post laufend, wurde sie um 1530 der Allgemeinheit zugänglich, wobei der Hauptpostkurs im Heiligen Römischen Reich anfangs die Niederländische Postroute war. Deutsche Fürsten errichteten erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts eigene Nachrichtenstafetten. Dabei waren die Hauptorte Augsburg, Nürnberg, Frankfurt, Köln, Leipzig und Hamburg durch Botenkurse verbunden.
 
Die Geschichte der Philatelie aber beginnt 1840 mit der „One Penny Black“. Nach und nach zogen anderen Staaten nach. 1846 wurde schließlich nach Vorbild Englands das Prinzip der Postwertmarke, mit einem ersten Vorschlag im Februar 1845, in deutsche Staaten übernommen. Vorreiter war das Königreich Bayern, das am 1. November 1849 als erste deutsche Briefmarke, den „Schwarzen Einser“, herausbrachte. Sie erschien in einer recht hohen Auflage von 832.000 Stück und hatte einen Nominalwert von einen Kreuzer, der damaligen Frankatur für einen Ortsbrief und der Tarif für das

Versenden von Drucksachen wie Preislisten oder Werbebroschüren. Zum Erscheinungstermin, am Feiertag Allerheiligen, hatten allerdings nur große Postämter geöffnet und demnach sind auch nur wenige Briefmarken bekannt, die bereits am 1. November verwendet wurden.
 
Die Gestaltung der Marke in tiefschwarzer Farbe, entworfen vom Kupferstecher Johann Peter Haseney, dessen Initialen versteckt im gemusterten Hintergrund der großen Wertziffer gedruckt sind, bewährte sich aber nicht, da sie mit schwarzer Stempelfarbe entwertet wurde. Die Briefmarke entstand auf zwei verschiedenen Platten, wobei die erste Platte einen unscharfen, groben Druck verursachte. Die zweite Platte von 1850 brachte einen klareren Druck hervor. Bei der ersten Druckplatte fand der Druck auf einem Doppelbogen von 180 Stück statt und bei der zweiten Platte nur noch auf einem einfachen Bogen von 90 Stück, weil sich dadurch die Druckqualität verbesserte. Der hier gezeigte tiefschwarze Dreierstreifen stammt aus der 1. Auflage, die mit der ersten Platte gedruckt wurde.

Los 2726 aus unserer 53. Auktion.


2022 – KW 18
Welche Farbe hat der „bunte Hund“?

Los 3294 aus unserer 53. Auktion.

Was der Engländer mit dem Halbsatz „sticks out like a sore thumb“ bezeichnet heißt im Deutschen „bekannt wie ein bunter Hund“.  Das sprachliche Bild ist ein anderes, aber die Bedeutung ist dieselbe.

Auch wenn man sich nicht mit der Ethymologie dieses Sprichwortes beschäftigt, stellt sich die Frage, welche Farbe der bunte Hund hatte: Als Gelben Hund bezeichnet der Flugpostsammler die Marke der „Flugpost am Rhein und Main“, die für den Erstflug Ferdinand von Hiddessen am 10. Juni 1912 mit dem Namen des Flugzeuges „Gelber Hund“ überdruckt wurde.

Die Veranstalter verkauften diese Marken auf roten Flugpostkarten zu drei Mark, frankiert mit drei dieser Überdruckmarken und einer 5 Pfg Germania und garantierten den Flug dieser Karte mit dem „Gelben Hund“. Diese Karten werden von manchen Philatelisten als „Roter Hund“ bezeichnet.

Nun hatten die Veranstalter vor gehabt, den Überdruck „Gelber Hund“ – passend zum Namen – in gelber Farbe vorzunehmen, stellten aber nach dem Drucken des ersten Bogens fest, dass Gelb auf Orange nicht sehr gut sichtbar ist und änderten die Aufdruckfarbe spontan in blau. Also müsste die Marke eigentlich „Blauer Hund“ heißen … den schon mit gelb überdruckten Bogen überdruckte man auch in blau, sodass ein Doppeldruck in zwei Farben entstand – und diese Doppeldrucke wurden wie die nur einfarbig blauen Überdruckmarken verwendet und an die Besucher der Flugschauen im Rhein-Main-Gebiet verkauft. Von den gedruckten 100 Doppeldrucken sind bis April 2020 erst 33 Stück wiedergefunden – eines davon zeigen wir hier – und bieten es in der kommenden Juni-Auktion an.


2022 – KW 15
Seltene Briefmarken-Druckplatten

In seinem malerischen Duktus beschrieb Graf das Mediterrane seiner Pfälzer Heimat. Er fertigte zuerst überwiegend Freilichtskizzen an bevor er die Ölbilder im Atelier großformatig malte. Heute sind viele seiner Bilder im Besitz der Staatsgalerien in München und Dresden. Auch konzipierte Graf vier Entwürfe der Briefmarken Ausgaben der französischen Zone Rheinland-Pfalz, die zur Serie „Hilfswerk Ludwigshafen, Hl. Martin und Hl. Christophorus“ gehören, wobei zwei Marken (Mi Nr. 30 + 31) angenommen wurden. Die gezeigte Abbildung zeigt Druckplatten aus der Entwurfsphase dieser Serie.

Dass anerkannte Künstler Briefmarken entwerfen kommt häufiger vor. Der Jugendstil-Künstler Koloman Moser, Friedrich Hundertwasser oder vor einigen Jahren Keith Haring für die Deutsche Post AG sind nur die bekannteren Beispiele. Karl Graf, auch als „Maler der Weinstraße“ bekannt, war deutscher Maler und Grafiker, der vor allem die Pfälzer Landschaft, typische pfälzische Dörfer, Genreszenen wie den Weinbau und ikonische Ansichten künstlerisch erfasst hat.

Los 9573 aus unserer 53. Auktion.


2022 – KW 9
Hotelpost in Siebenbürgen

Lose 5723und 5726 bis 5736 aus unserer 52. Auktion.

Siebenbürgen, ursprünglich im ungarischen Reichsteil der österreich-ungarischen Doppelmonarchie gelegen, gehörte nach dem 1. Weltkrieg zu Rumänien. Einige in den Karpaten gelegene Hotels/Touristenorte mit regem Postverkehr wurden von der staatlichen Post nicht bedient, sodass vom Siebenbürgischen Karpaten-Verein oder von den Hotels Privatposten zum nächsten staatlichen Postamt eingerichtet wurden.

Es handelt sich um das Kurhaus „Hohe Rinne“, die Villensiedlung „Magura“ und die Ferienerholungsstätte „Bistra“. Diese Privatpostmarken sind teils sehr selten, insbesondere auf Karten oder Briefen. Wegen der Vielfalt der Zähnungen, Farben und Abstempelungen sind diese Ausgaben bei vielen Philatelisten sehr beliebt.


2022 – KW 8
Hundertwasserhaus in Wien

Friedensreich Hundertwasser war ein vielseitiger Künstler, der weltweit unterwegs war und überall seine Spuren hinterließ, vom Hundertwasserbahnhof in Uelzen an Rande der Lüneburger Heide über die Quixote Winery im Napa Valley/USA bis zur Hundertwassertoilette in Kawakama in Neuseeland, um nur einige seiner Projekte zu nennen. Selbstverständlich ist er als Österreicher auch in Wien vertreten, nämlich mit dem Hundertwasserhaus, das in den Jahren 1983 bis 1985 erbaut wurde.

Die österreichische Post hat diesem Haus im Jahre 1987 eine Europamarke mit dem Titel „Moderne Architektur“ gewidmet. Diese Marke, dürfte sicher nicht nur für Österreich-Sammler sondern auch für Thematiker in den Bereichen „Architektur“, „Kunst“, „Europa/CEPT“ interessant sein. In ungezähntem Zustand ist diese außerordentlich selten.

Los 6890 aus unserer 52. Auktion.


2022 – KW 7
"Used Abroad" - Indische Briefmarke in Singapur verwendet

Los 3682 aus unserer 52. Auktion.

 

Indische Briefmarken wurden vielerorts außerhalb Indiens verwendet (der international gebräuchliche Begriff dafür ist „used abroad“), u.a. in Aden, Nepal, Burma, diversen Staaten am Persischen Golf usw. Nicht zuletzt auch in Singapur, dem britischen Abgangshafen für die Post aus Südostasien nach Europa. Einzelmarken kann man meist an der Abstempelung erkennen, ob diese in Singapur verwendet wurden. In den Fällen jedoch, in denen eine Marke mit einem stummen Stempel (Standard-Type, rautenförmig mit 9x9 Punkten) abgestempelt ist, der in zahlreichen indischen Postämtern zur Entwertung verwendet wurde, jedoch nicht.

Dies ist nur dann möglich, wenn die Marke auf einem Brief klebt, der eindeutig die Herkunft „Singapur“ beweist, günstigstenfalls durch einen Ortsstempel neben der Marke oder auf der Briefrückseite, wie abgebildet. Abgesehen davon, dass dieser stumme Entwertungsstempel in Singapur gebraucht kaum bekannt ist, macht er den Brief, weil er auf einer 4-eckig geschnittenen 4 Anna-Marke aus dem Jahre 1854 abgeschlagen ist, zu einer außerordentlichen Seltenheit.


2022 – KW 6
Äußerst seltene "Palastmarken" aus Siam/Thailand

Diese privaten Marken zeigen fotografische Darstellungen (Porträts) der königlichen Familie und waren hauptsächlich für die Verwendung durch die Angehörigen der Regentenfamilie innerhalb des Palastbereiches bestimmt. In der Regel wurde eine Marke für den Versand innerhalb des Palastbereiches verwendet, nach außerhalb davon zwei Marken. Es befinden sich nur wenige dieser Marken in Privathand.

Die abgebildeten Stücke zeigen die Regentschaft des Königs Chulalongkorn Rama V., dazu eine Lokalmarke „Dusit Thani“ (Regentschaft des Königs Vajiravudh Rama VI.).

Diese seltenen Stücke waren in unserer 52. Auktion unter dem Hammer (von links oben nach rechts unten): Los 3982, 3983, 3984, 3985, 3986 (2) und 4014


2022 – KW 5
„The Evening Post Jersey“ - Ein Stück Posteschichte

8 Zeitungen „The Evening Post Jersey“, alle unter Streifband als Feldpost gelaufen an „Dr. Schlaegel Lw.-Kurlazarett in Kitzbuhel“. In Kitzbühel/Tirol (Ostmark) befand sich ein von insgesamt etwa 10 Luftwaffen-Kurlazaretten, die in der Kriegszeit existierten. Es waren spezielle Krankenhäuser, die sich der Verwendung von Schwefelwasser, Mineralwasser, heißen Quellen und Spa-Ansätzen für die Behandlung anstelle des modernen medizinischen Ansatzes widmeten.

Vermutlich befanden sich Angehörige der auf den Kanalinseln stationierten Einheiten der Luftwaffe im Kitzbüheler Lazarett und waren an den Ereignissen in der Normandie und auf der Insel interessiert. Deshalb die Zeitungssendungen. Bedarfsfeldpost von den Kanalinseln, insbesondere solche unter Streifband, ist nicht häufig. Geschichtlich und postgeschichtlich interessantes Los.

Los 17903 aus unserer 52. Auktion.


2022 – KW 2
10 Gulden Münze 1935 aus Danzig

Los 2123 aus unserer 52. Auktion. 

Von 1814 bis zum Versailler Vertrag am 28. Juni 1919 gehörte Danzig zu Preußen. Nach Art. 100ff. dieses Vertrags wurde sie vom Deutschen Reich losgelöst, zur freien Stadt erklärt und unter dem Schutz des Völkerbundes gestellt. Damit war Danzig ein Freistaat geworden. Die Inflation in Deutschland 1922/1923 machte vor Danzig nicht halt, da die Freie Stadt an der Mark-Währung festhielt. Um die Währung zu stabilisieren wurde im Deutschen Reich die Rentenmark eingeführt. Danzig aber hat sich für einen anderen Weg entschlossen: Der Senat von Danzig hat im Gesetz vom 20. Oktober 1923 den Gulden zu 100 Pfennig geschaffen.

Durch den Anschluss an das Deutsche Reich und der Einführung der Reichsmark am 01. September 1939 wurde der Gulden schließlich wieder abgeschafft.

Diese kurze Periode und die geringen Prägezahlen (ca. 380.000 Stück) machen das hier angebotene Stück zu einem begehrten Sammelobjekt.


2021 – KW 51
Stille Nacht, heilige Nacht

„Stille Nacht, heilige Nacht“ ist sicherlich eines der bekanntesten Weihnachtslieder der Welt. Es ist in über 300 Sprachen und Dialekte übersetzt, seit 2011 auf der UNESCO Liste als immaterielles Kulturerbe Österreichs und das Lieblingslied von Papst Franziskus und sicherlich auch von manch einem anderen. Uraufgeführt wurde dieses Lied 1818 in der St. Nikola Kirche in Oberndorf bei Salzburg vom Hilfspfarrer Joseph Mohr, der bereits 1816 den Text dazu schrieb, sowie vom Dorfschullehrer und Organisten Franz Xaver Gruber. Ungewöhnlich für ein Kirchenlied ist die (ursprüngliche) Instrumentierung zweier Männerstimmen (Tenor und Bariton) mit Gitarrenbegleitung, einem Instrument, welches in der damaligen Zeit eher dem Wirtshaus als der Kirche zugeordnet wurde. Dass diese Instrumentierung einer hungrigen Kirchenmaus zu verdanken ist, die in den Tagen vor Weihnachten den Blasebalg zernagt hätte, ist eine Legende aus den 1950er Jahren, was aber die Konditoren im Salzburger Land nicht darin hindert „Stille Nacht-Mäuschen“ zu verkaufen.

Es verwundert nicht, dass dieses Lied auf mehr als einer Briefmarke geehrt wird. Dieses ungezähnte Exemplar der Österreichischen Weihnachtsmarke von 1968 ist zum 150-jährigem Jubiläum der Uraufführung erschienen. Abgebildet ist die Krippe aus der „Stille Nacht“ Gedächtniskapelle in Oberndorf/Österreich.

Diese recht seltene Marke wird in unserer 52. Auktion im März 2022 versteigert. Zudem wird es ein umfangreiches Angebot ungezähnter Marken und Phasendrucke Österreichs aus dem Zeitraum 1966 bis 2001 geben. Insbesondere auch den Thematik-Sammlern können wir jetzt schon den Österreich Abschnitt der kommenden Auktion empfehlen.

Ein Los aus unserer 52. Auktion.


2021 – KW 49
Venezuela 1861: Farbfehldruck der ½ r erste Ausgabe

Venezuela 1861: Farbfehldruck der ½ r erste Ausgabe im groben Druck in rot statt in gelben oder orangefarbenen Tönen.

Die ersten Ausgaben von Venezuela, kaum größer als ein Fingernagel, haben Sammler südamerikanischer Staaten schon immer fasziniert, nicht zuletzt wegen der verschiedenen Farbtöne und teils eigenartigen Entwertungen, oft mit Stempeln aus der Vormarkenzeit.

Was den Farbfehldruck anbelangt, wurde dieser nach Angaben in der Literatur in der Fachwelt bereits 1912 erwähnt, geriet sodann aber in Vergessenheit. Bis heute sind nur ganz wenige echte Exemplare dieser sehr seltenen Marke bekannt geworden. Es handelt sich um ein postfrisches Exemplar (ex-Ferrary und ex-Heister), ein gebrauchtes Exemplar (stark repariert) und ein gebrauchtes Exemplar (ex-Ferrary).

Das in unserer 52. Auktion zum Ausruf kommende Stück ist eine Neuentdeckung und das beste gebrauchte, bis heute bekannte Exemplar. Dies schreibt Dr. Knut Heister, ein großer Kenner und Experte für die Marken von Venezuela, in seinem Fotoattest aus 2021. Es erfüllt uns mit Stolz, eine der größten Raritäten der Venezuela-Philatelie versteigern zu dürfen.

Ein Los aus unserer 52. Auktion.


2021 – KW 48
Die Philatelie als Zeitzeuge

Bei einer Begutachtung einer Sammlung sind unsere Philatelisten auf eine Karte vom 05.03.1941 gestoßen, die nicht nur in der Philatelie, sondern auch aus zeithistorischer Sicht interessant ist. Sie wurde geschrieben von Herrn Alfred Sommerguth an Herrn Dr. Paul Flütsch in Lugano, wobei es um die Einreise von Herrn Sommerguth in die Schweiz und die Ankündigung eines Betrages von 6000 oder sogar 8000 Franken geht, den Herr Sommerguth als Depot stellen könnte. Alfred Sommerguth und seine Gattin Getrud waren bedeutende Kunstsammler und hatten eine Sammlung von 106 Gemälden zusammengetragen.

Diese wurden ihnen, da sie jüdischen Glaubens waren, sukzessive von den herrschenden Nazis geraubt, durch pseudo-legale Aktivitäten wie durch eine Zwangsversteigerung bei H.W. Lange, Berlin. Der Erlös diente zur Begleichung der fälligen „Judenvermögensteuer“. Auch der verbliebene Rest wurde Ihnen durch eine Kontensperrung vorenthalten, sodass die Eheleute im Exil völlig mittellos waren, entgegen der optimistischen Annahme in dieser Karte vom 05.03.1941 Immerhin schafften die beiden es über die Schweiz, Portugal und Cuba nach New York, wo Herr Sommerguth 1950 verarmt starb, seine Gattin folgte ihm vier Jahre später.

Ein Los aus unserer 52. Auktion.


2021 – KW 45
Ein schönes Beispiel der Postkarte „Full-Face McKinley“

Im Scott-Katalog wird die Karte ohne aufgedruckte Adresse mit 14.000 $ bewertet, mit aufgedruckter Adresse dagegen mit 2.500 $. Der gesamte Bestand von 500 Karten wurde versehentlich an Booth, Dailey & Ivins in New York geschickt, wo sie kurz darauf mit ihrer Adresse etc. vorgedruckt wurden. Infolge des Drucks gab es keine Karten mehr für Sammler. Dieses „Unmarked Specimen“ wurde vor langer Zeit als vollwertige „postfrische“ Karte akzeptiert, um Sammlern eine vollständige Sammlung zu ermöglichen.

Albert Daggett, der Auftragnehmer für den Druck der Full Face-Karte konnte das Postamt in Washington wegen der minderwertigen Qualität seiner Produktionen nie zufrieden stellen. Alle eingereichten Muster wurden abgelehnt, woraufhin die PMG am 29. April 1902 die Vernichtung des gesamten Bestands von 1.625.000 Karten anordnete.


2021 – KW 44
"Muster ohne Wert"?

„Muster ohne Wert“ sind eine besonders preisgünstige Versendungsform des Weltpostvereins. Frankierte Deckel von Rosinendosen des Deutschen Postamtes in Konstantinopel, auf Ganzsachen-Postkarten geklebte Stoffproben, in Briefe eingelegte Strohhalme und Trockenblumen – ungewöhnliche Beispiele für diese aus dem internationalen Handel lange Zeit nicht wegzudenkende Versandform sieht man immer mal wieder in Auktionskatalogen.

Im vorliegenden Fall haben wir eine noch original versiegelte Tee-Probe mit Adress-Anhänger aus Colombo (Ceylon/Sri Lanka) aus dem Juli 1949 adressiert nach Düsseldorf. Luftpost-Einschreiben haben sicherlich einen Teil der Ersparnis, den die Versandform „Muster ohne Wert“ brachte, wieder aufgefressen, aber der Versender in Colombo scheint diese Kombination häufiger gewählt zu haben, hat er doch einen Stempel mit dieser Sendungsform angebracht.

Und trotzdem dürften nur ganz wenige dieser Probesendungen heute noch existieren, denn die meisten Empfänger dürften an der Qualitätsprobe des Tees interessiert gewesen sein, welche die ungewöhnliche Kombination der Versandarten vielleicht nicht mal wahrgenommen haben.

Alles in allem ein schönes Beispiel für den internationalen Handel nach dem Zweiten Weltkrieg, welches nicht nur bei Ceylon oder Commonwealth Sammlern Interesse finden sollte, sondern auch als Beispiel für den Konsumrausch des beginnenden Wirtschaftswunders in einer Sammlung zur Historie Deutschlands seinen würdigen Platz finden kann.

Ob der enthaltene Tee nach über 70 Jahren noch genießbar ist?
Ich würde es nicht ausprobieren wollen, müssten dazu doch die Siegel aufgebrochen und dieses dekorative Gesamtwerk zerstört werden.

Ein Los aus unserer 52. Auktion.


2021 – KW 41
Fehldruck unter französischer Verwaltung

Als nach dem Ersten Weltkrieg das Saargebiet, ein bedeutender Standort der Montanindustrie, unter Völkerbundsmandat und unter französische Verwaltung gestellt wurde, erschienen Freimarkenserien mit Ansichten aus dem Saarland. Die höchste Nominale von 25 Mark zeigte die rauchenden Schlote der Burbacher Hütte, was die enorme Bedeutung der Schwerindustrie zu damaliger Zeit verdeutlicht. Während heutzutage Staaten um Batterie- und Chipfabriken buhlen, um nicht von fragilen weltweiten Lieferketten abhängig zu sein, zählte damals die Kohle- und Stahlproduktion, welche die Materialien für Rüstungsgüter bereitstellen konnte. Wie sich die Prioritäten doch ändern.

Die französische Verwaltung setzte natürlich alles daran, um das Saargebiet wirtschaftlich an Frankreich anzuschließen; so erfolgte ab Ende 1920/Anfang 1921 die allmähliche Einführung des französischen Francs. Die vorhandenen Marken in Mark-Währung wurden mit der neuen Wertangabe in Franc überdruckt. Der hier vorliegende kopfstehende Aufdruck wurde nur bei einem Bogen von 20 Marken (versehentlich) angebracht. Eine kleine unterschätzte Seltenheit, für deren Erwerb man nur alle paar Jahre die Gelegenheit hat.

Los 6678 51. Auktion


2021 – KW 40
Ein Muss für jeden 2 Euro Sammler

Ein Muss für jeden 2 Euro Sammler: 2€ Gedenkmünzen aus dem Fürstentum Monaco. In unserem Los 1662 aus der 51. Auktion finden sie nebst den „normalen“ 2 Euro Gedenkmünzen auch die seltenen Ausgaben aus Monaco, wie 2007 Grace Kelly oder 2015 Schloß.

Verpassen Sie nicht die einmalige Gelegenheit diese Seltenheiten Ihr Eigen zu nennen.


2021 – KW 39
Aufdruckausgabe "G.R. POST 6 CENTS MAFIA"

1890 hatten Deutschland und Großbritannien die Inseln Sansibar und Helgoland getauscht. Im Nachgang dieses Vertrages gelangte die Tansania vorgelagerte Insel MAFIA zur Deutschen Kolonie „Deutsch-Ostafrika“. Im Januar 1915 besetzen britisch-indische Truppen die Insel, während große Teile Deutsch-Ostafrikas bis 1917 Deutsch blieben.

Für diese zweieinhalb Jahre verzeichnet der Michel vier Überdruckserien mit insgesamt 32 verschiedenen Hauptnummern und endliche Abarten. Stanley Gibbons listet noch zwei weitere Überdruckausgaben auf Indischen Militärpostmarken und kommt so auf 52 Hauptnummern.

Im Mai (laut Stanley Gibbons) oder Juli (laut Michel) verausgabte die britische Verwaltung auf Mafia die zweite Aufdruckausgabe „G.R. POST 6 CENTS MAFIA“ mit der die deutschen Marken von Heller und Rupien in Cents umgestellt wurden. Insbesondere die Rupienwerte dieser Ausgabe sind selten, in gestempelt sehr selten und so selten im Angebot, dass hier der Status „Unikat“ nicht auszuschließen ist. Die Gelegenheit zum Erwerb wird jedenfalls nicht so schnell wiederkommen.

Wahrscheinlich die schönste der drei Rupien-Werte: Los 6432 aus der 51. Auktion, eine 2 Rupienmarke „grün“ in der Zeichnung Kaiserjacht, mit vollständigem, klaren Aufdruck und Stempel der brit. Feldpost „FPO 343“.